Lappland_2025 | © Filip Stößl

Lappland 2025

Kungsleden auf eigene Gefahr – Ein Wintermärchen in 17 Tagen

16.04.2025

29. März – Der Beginn unseres Abenteuers

Wir stehen am Gleis in Nürnberg. Noch lachen wir – vor allem über Niklas, der mit seiner Gepäckwaage zwischen uns hin und her läuft, als würde er gleich eine Tonne Gold verladen. Die Pulken? Sehen auch fast so aus.

Die ICE Fahrt nach Hamburg ist ganz entspannt und einige fangen an, Bücher zu lesen. In Hamburg angekommen verbringen wir die Wartezeit am Gleis und gehen auf Futtersuche.

Der Nachtzug nach Stockholm bringt uns erstmal ins Schwitzen. Nicht wegen der Temperaturen, sondern wegen der Frage: „Wohin mit dem ganzen Kram?“ Die Pulken müssen mit in die Kabinen. 

Zwei belgische Mitreisende zeigen große Toleranz, während wir versuchen, in der Koje nicht von unserer eigenen Ausrüstung erschlagen zu werden. Zwei Pulken schlummern im Bett oben links und die anderen beiden in unserem Mittelgang, wo auch wir es uns zu dritt gemütlich machen. 

Das Zugpersonal ist dezent überfordert mit der Zeitumstellung – wir übrigens auch. Mal schauen, wann wir ankommen.

30. März – Aufenthalt in Stockholm mit Zimtschnecken und E-Scooter

Morgens: E-Scooter-Fahrt durch Stockholm. Ziel: Pulken sicher verwahren, bevor wir Sightseeing machen.

In unmittelbarer Nähe vom Bahnhof soll sich der Gepäckaufbewahrungs-Laden, ein Perückenladen, befinden. Georg versucht sein Verhandlungsgeschick, aber der Ladenbesitzer will nicht so recht einsehen, dass die Pulken genauso lang und sperrig sind wie Surfbretter (wie bei nannybag.de auswählbar). Dafür zeigt sich Stockholm von seiner charmanten Seite: Schiffe, Zimtschnecken mit Kaffee, bunte Häuschen und süße Gässchen.

Abends dann: Nachtzug Nummer zwei. Mehr Platz! Jeder ein eigenes Bett! Wir wissen plötzlich wieder, wie man Erholung buchstabiert.

31. März – Abisko Turiststation zur Abiskojaure (14,4 km | 134 hm)

Startklar! Die Abisko Turiststation spuckt uns aus, die Sonne lacht, die Temperaturen sind mild – fast zu nett. Wir montieren das Pulkagestänge, schießen das obligatorische Startfoto und ziehen voller Euphorie los.

Schon bald sind wir abseits der Zivilisation, Schnee unter den Füßen, Schlittenhunde bellen uns an – Lappland, wir sind da!

Ganz nach dem Motto "Ich kenn da eine Abkürzung" erweist sich ein kleiner Abstecher über den Sommerweg als – nennen wir es mal freundlich – abenteuerlich.

Verlust Nummer eins: Vikis Stock. Dass gleich unser Reparatur-Säckchen zum Einsatz kommt, hätten wir nicht gedacht. Kabelbinder und Panzertape regeln. Weiter geht’s!

Am Ábeskojávr überqueren wir den großen See, die Abiskojaure schon im Blick. Angekommen helfen wir beim Einlagern der Scooter-Vorräte, kassieren einen Snickers als Belohnung und lernen: Holz machen und Wasser holen sind kein einmaliger Gag, sondern unsere neue Realität, die die Jungs perfektionieren. Romantisches Abendessen bei Kerzenschein. Auf dem Speiseplan: Spaghetti. Georg stellt zwei Wecker für eventuelle Polarlichter. Es bleibt leider bedeckt.

1. April – Abiskojaure zur Alesjaure (20,4 km | 350 hm)

Königsetappe! Früh aufstehen, früh los. Unsere Körper sind noch nicht ganz im Flow, aber wir haben uns gestern taktisch klug mit Spaghetti gestärkt. Der zweite See – der Alisjávri – ruft. Die Strecke zieht sich, aber wir bleiben dran. Am Ende sind wir einfach nur zufrieden. Längste Etappe? Abgehakt. Kraftsaft auf der Hütte? Jawohl!

2. April – Alesjaure zur Tjäktja (13,3 km | 226 hm)

Ein bedeckter, windiger Tag. Unsere Muskeln sind schwer. Der Weg zieht sich durch monotones Weiß, es schneit, die Pulka zerrt.

 

3. April – Pausetag in Tjäktja

Draußen tobt ein Sturm, drinnen lesen wir. Und waschen uns! Sogar Dehnen ist drin. Das Fingerboard kommt zum Einsatz – schließlich wartet Arco im Anschluss für manch einen. Ein Tag für Körper, Geist und Gruppendynamik. Wir haben’s gebraucht.

 

4. April – Tjäktja nach Sälka (12,6 km | 165 hm)

Der Sturm hat sich verzogen, wir nicht. Weiter geht’s durch eine weite, winterweiße Welt, die heute besonders fotogen ist. Die Strecke ist kürzer, der Neuschnee macht sie länger. Trotzdem kommen wir gut voran. Ein, zwei Schneemobile zischen an uns vorbei und wir steuern auf ihre Spur zu, um nicht weiter selbst spuren zu müssen. Als es abwärts geht, steht unsere erste entspannte Abfahrt mit den Pulken an. Herrlich lassen wir uns in der Formation „wilde Wolke“ nach unten treiben. Georg ist heute besonders experimentierfreudig. Er setzt sein Segel und will mit Fullspeed zu Emmi und Viki aufholen. Hm... Er muss seinen Anker loswerden. Flipi wappnet sich der Mission und wird zum Husky von zwei Schlitten. An der Sälka angekommen, freuen wir uns nicht nur darauf, die Hütte einzuheizen, sondern auch über das gute Timing.

Kurz aufwärmen und stärken, dann ziehen wir los, denn uns reicht es noch nicht. Nur mit Rucksack fühlen wir uns, als würden wir über dem Schnee schweben. Einen Hang unserer Wahl stapfen wir hoch, abfellen und genießen die ersten Schwünge im Powder. Weil’s so gut war – gleich nochmal! Felle drauf und hoch.

Noch ein Tag geschafft. Noch immer keine Polarlichter gesichtet.

5. April – Sälka nach Singi (13 km | x hm – who counts anymore?)

Wir sind schon richtig eingegroovt. Der Weg zur Hütte ist heute weiß und etwas pulvrig. Der Wind bläst so stark, dass das Eis freigelegt wird, je länger wir gehen. Auf den letzten Kilometern sehen wir die Hütte schon von Weitem und steuern direkt darauf zu. In der Singi-Hütte angekommen, genießen wir Hüttenleben im eigenen Winterraum mit unserer Routine: Holz, Wasser, Kochen, Witze reißen, Wecker stellen für Polarlichter. Wir sind angekommen – nicht nur in Singi, sondern so richtig in diesem Leben da draußen.

6. April – Skitour zum Kebnekaise

Nachdem uns der Hüttenwirt Lasse gestern keinen guten Wetterbericht für heute geben konnte, sind wir nicht wirklich motiviert, den Versuch auf den höchsten Berg Schwedens zu wagen. Realistisch mit ca. 50–60 km/h Wind? Puh, schwierig.

Filip, Georg und Emmi raffen sich dennoch auf. Viki muss leider wegen ihres Knies pausieren. Ihr Tag sieht nach viel Schlafen, viel Lesen und viel Einmummeln aus.

Die Hälfte des Weges ist es verdammt windig. Plan B, falls es zu sehr bläst: einen Hang auf der anderen Seite mitnehmen.

Je höher wir kommen, desto kälter und kräftezehrender wird es. Der Wind hört merkwürdigerweise auf und die Sonne reißt auf! Der Kurs bleibt in Richtung Kebnekaise. Ohne Harscheisen geht nichts mehr. Der Berg ist ein reiner Eisklotz. Die Strukturen im Eis erinnern an Korallen. Noch spektakulärer sind die Schutzhütten kurz vor dem Gipfel – locker zwei Meter Eisschichten obendrauf. Es ist kaum zu fassen!

Bei der Abfahrt ist nochmal alles an Muskelkraft gefragt. Die schlimmste Abfahrt ever. Wer hat schon Lust auf eine eisige Huggelpiste?

Zurück im Winterraum zeigen wir Viki die Fotos und später auch Lasse. Lasse freut sich fast noch mehr als wir über den Gipfelerfolg – und über unsere Bilder. Zur Feier des Tages bringt er uns Kuchen. Außerdem hat Georg eine kleine Osterüberraschung vorbereitet - zwar 2 Wochen zu früh, aber die Schokohasen und -eier genießen wir trotzdem in vollem Maße.

7. April – Singi nach Kaitumjaure (12,3 km | 173 hm)

Kaiserwetter! Die Sonne knallt, windstill, eine ungewohnte Stille. Nicht jeder ist heute im Modus, dennoch gleiten wir über den eisigen Untergrund in zügigem Tempo. Zur Entlastung von Vikis Knie zieht Georg heute die doppelte Portion. Jeder ist für sich unterwegs. Wir entkleiden uns von ein paar Schichten – ohne Wind ist es echt warm.

Auf den letzten hundert Metern biegt Georg in den steilen Birkenwald ab. Er kennt da eine Abkürzung. Zu dritt bleiben wir auf dem Weg und begegnen außer Schneehühnern auch einem Schneehasen. In seiner vollen Pracht begutachten wir ihn, und er streckt und räkelt sich. Ein Erinnerungsfoto und letzter Aufschwung zur Hütte. Man merkt, dass wir weiter unten sind – der Schnee fängt schon an zu schmelzen. Elisabeth, die Hüttenwirtin, freut sich, dass wir da sind. Heute hat sich sonst niemand angemeldet. Insgeheim freuen wir uns auf eine Hütte für uns allein. Spoiler: Es wird nicht der Fall sein. Sie ist sehr freundlich und zuvorkommend. Neben Kraftsaft und Keksen heizt sie uns die Sauna vor. Purer Luxus.

Wir bekommen Zuwachs: Neben einem schwedischen Pärchen ist auch Monika (die allein wandernde 71-Jährige) wieder bei uns.

Die Jungs stürzen sich aufs Holzmachen. Ein bisschen gute Musik und Teamwork – Schlag um Schlag füllen sich die Bananenkisten. Mit einem Schlitten verlädt Viki die Ladung ins jeweilige Haus. Als Dankeschön erhalten wir selbstgebackene Kekse von Elisabeth – die verbrannten für die Jungen (also uns) und die gelungenen für die Älteren.

Die Mädels lesen fleißig und schrecken auf, als sie einen lauten Schrei von draußen hören. Der erste Gedanke: „Oh Gott, hoffentlich sind die Jungs nicht verletzt.“ Rausgestürmt sehen wir einen älteren Herren, der auf dem Eis ausgerutscht ist und ungünstig mit seinen Tourenski gefallen ist. Wir helfen ihm auf und sichern seine Pulka.

Die Lage hat sich beruhigt, wir gehen saunieren und waschen uns und lassen den Abend ausklingen. Filip hat noch nicht die Hoffnung auf Nordlichter verloren und stellt sich ein, zwei Wecker.

8. April – Pausentag in Kaitumjaure

Das Wetter meldet Gefahrenstufe gelb. Wir bleiben. Unsere heutige Beschäftigung:  Lesen, schnitzen, spielen und snacken. 

Wir beobachten den Franzosen, der mit losen Fellen und zweifelhaftem Orientierungssinn plant, den Kebnekaise allein zu machen. Wir hoffen auf ein Wunder. Oder eine Intervention.

Der Franzose zieht weiter und zwei junge Deutsche kommen einher.

Die Deutschen unterhalten sich mit den anderen Pärchen und Monika, die auch das Wetter aussitzen. Etwas dramatisch und übervorsichtig sagen sie, dass in der nächsten Etappe am Weg ein Wasserfall daneben verläuft. Es sei doch ziemlich gefährlich. Monika kommentiert mit einem trockenen „Uhhhhh“, was in etwa so viel heißt wie: „Jaja, red nur weiter.“ Wir verkneifen uns ein Schmunzeln. 

Der Wind bläst und die Temperatur fällt. Es ist eine eisige Nacht im Lager.

9. April – Kaitumjaure nach Teusajaure (8,8 km | 189 hm)

Morgens: Whiteout. Wir zögern und warten auf bessere Sicht. Gegen 10 Uhr brechen wir auf. Elisabeth sehnt sich nach Gesellschaft und versorgt uns mit frischem Kaffee und backt Waffeln. Da beginnt das Entertainment.

So ganz gelingt ihr nicht alles. Die Hütte wird eingeräuchert, der Kaffee schießt als Fontäne durch die Kanne. Die ersten springen auf und wischen den braunen Lurch vom Boden. Dann geht der Feuermelder los – alle springen irgendwo hin, um alles zu beheben, nur Elisabeth nicht. Sie backt seelenruhig weiter. Ihre Aussage: „Ach, ich muss einmal im Monat Waffeln backen, damit ich weiß, dass die Feuermelder noch funktionieren.“

Das ganze Desaster zieht sich und wir starten erst gegen Mittag. Die Sicht bleibt mies, aber das Abenteuer ruft. Emmi kämpft sich tapfer durch die Etappe. Ihr sind wohl die Waffeln nicht bekommen. Der Wind ist weiterhin stark, die Sicht eingeschränkt. Wir tasten uns von Markierung zu Markierung.

Kurz vor der Hütte reißt das Wetter auf. Der Weg biegt nach links auf den Winterweg ab. Also keine Gefahr durch einen Wasserfall.

Wir genießen kleine Powderhänge. Die Abfahrt zur Hütte ist eine Mischung aus Rodeo und Rodeln. Auf dem Weg treffen wir Anders, unseren neuen Lieblings-Host. Die Abfahrt bis hinunter macht richtig Spaß. Und weil es so schön war, stapfen Filip und Georg mit Anders nochmal hoch, um die Abfahrt ohne Pulka zu genießen.

Viki und Emmi heizen die Hütte ein, das Abendessen wird vorbereitet. Ein Schiffe-Versenken-Duell wird gestartet  und das ist nur die Vorrunde.

Als es dämmert, bleibt der Himmel klar. Wir sind guter Dinge, dass es heute mit den Nordlichtern klappt. Doch nein, es ziehen Wolken auf. Ojemine.

10. April – Skitour mit Anders

Am Morgen ist es noch etwas trüb. Unser Plan: die Pulka-Abfahrt nochmal machen und dann schauen, wie sich das Wetter verhält. Vielleicht geht sich sogar der Gipfel nebenan aus. Anders begleitet uns mit seinem Splitboard. Nach der ersten Runde setzt Viki aus, um ihr Knie für die letzte Etappe zu schonen.

Zu viert steigen wir weiter auf. Das Glück ist auf unserer Seite – die Sonne kommt durch. Am Gipfel gibt Anders eine Runde „Ballerina“-Kekse aus. Die Abfahrt: grandios.

Währenddessen holt Viki Wasser und räumt die Hütte auf.

Zurück am Haus gehen heute nur die Jungs in die Sauna. Der Sonnenuntergang am See blitzt ins Fenster. Die Mädels schnappen sich Filips Kamera. Kurz darauf sehen wir Filip zur Sauna herausstürmen. Seine Sorge: dass wir den Sonnenuntergang sehen, aber nicht seine Kamera nehmen, um ihn zu fotografieren. Wir lachen und genießen den Sonnenuntergang über dem Dievssajávri. Ein Gänsehautmoment.

Am Abend folgt ein großer Schiffe-Versenken-Kampf. Ein heiden Spaß für Zuschauen und Spieler, das kann man sagen! 

 

Und auch heute zieht der Himmel zu. Keine Nordlichter für uns. 

11. April – Teusajaure nach Vakkotavare (14,1 km | 434 hm)

Letzter Tourentag. Es geht noch einmal über Hügel, durch Wald und Wetter. Die Beine brennen, aber der Kopf weiß: Das ist der Endspurt. Das Wetter zeigt sich von allen Seiten, doch wir navigieren souverän. Die Landschaft öffnet sich. Wir schauen hinab über majestätische Weiten. Es fühlt sich seltsam an – jetzt geht es bergab, das Ende naht.

Eine wilde Pulka-Abfahrt, die wir nicht ganz souverän meistern. Und plötzlich: Straße. Autos. Zivilisation. Unser Blick fällt nach links zur Hütte. Der Hüttenwirt begrüßt uns. Wir lassen den Moment kurz sacken und blicken über den gefrorenen See.

Im Lager ausgebreitet, realisieren wir: Wir haben es geschafft. Wir plaudern fröhlich in die Runde und snacken eine Kleinigkeit. Vor dem Abendessen ist Eisfischen angesagt. Filip fängt tatsächlich einen kleinen Fisch! Da hat sich das YouTube-Tutorial (ja, hier hatten wir wieder Netz) gelohnt.

Zum feierlichen Anlass gibt es heute: Nudeln. Das kam bisher wirklich zu kurz. 

12. April – Rückreise über Gällivare 

Entspannt, ohne Zeitdruck, beginnt unser Morgen. Frühstücken und Packen stehen auf dem Plan. Beim Packen wird nochmal der Ortliebsack auf Herz und Nieren getestet. Ja, Emmi und Viki passen gut rein. Georg ist ein wenig zu kantig dafür.

Wir verlassen Vakkotavare mit dem Bus. Die Berge ziehen vorbei, und in uns steigt Wehmut auf.

Am Bahnhof in Gällivare warten wir auf unseren Zug, der uns, während wir im Land der Träume sind, ein Stück näher nach Hause bringt.

13. April – Stockholm nach Hamburg nach Malmö, nach Hamburg, nach Nürnberg 

Unser Aufenthalt in Stockholm hat genau vier Aufgaben: duschen, Briefe abschicken, einkaufen und essen gehen.

Punkt 1: duschen. Am Vormittag steigen wir aus dem Zug und versuchen, mit E-Scootern zur Boulderhalle zu fahren. Klappt so semi – Straßen gesperrt, Pulken schwer. Nach einem Hin und Her schaffen wir es zur Halle.

Dank des netten Thekenwarts dürfen wir die Pulken in der Halle parken. Ein Stein fällt uns vom Herzen. Nach ein paar Routen duschen wir ausgiebig.

Punkt 2: Essen. Emmi hat schon einen Burgerladen ausgecheckt. Wir genießen die Burger und inhalieren sie förmlich. Das Handy vibriert und wir alle vier erhalten eine SMS vom SJ (schwedischer Schienenverkehr). Keine guten Nachrichten. Unser Nachtzug wurde gecancelt und wir werden umgeleitet mit Schienenersatzverkehr. Prompt versuchen wir andere Verbindungen abzuchecken, ob wir irgendwie um den Schienenersatzverkehr drum rum kommen. Leider vergeblich. 

Die restliche Zeit verbringen wir mit Punkt 3 und 4: einkaufen für die Fahrt und (für manche) ein nicht stinkendes Oberteil. Die Postkarten gehen auch noch raus.

Nach allen erledigten Punkten begeben wir uns zum Bahnhof. Das wird eine lange Nacht. Unser Zug bringt uns nach Malmö, von Malmö mit dem Bus (zu viele Menschen, zu volle Busse und verzweifelt auf der Suche nach dem, der nach Hamburg fährt) nach Hamburg und von Hamburg in den erstbesten ICE nach Nürnberg. 

Die Luft ist raus. Die Laune sinkt. Der Schlaf ist spärlich.

Um 5 Uhr morgens in Hamburg sind wir ziemlich verwirrt über die ICE Züge nach Nürnberg und springen Hals über Kopf in den ersten vor unserer Nase. Es stellt sich heraus, dass dieser 1-2 Stunden länger braucht. Ups, naja, Hauptsache nicht umsteigen. 

Nach Absprache mit dem Schaffner belagern wir das Kinderabteil und versuchen noch eine Mütze Schlaf abzubekommen.In Berlin werden wir unsanft von grimmigen Deutschen geweckt. Die Sitzplatzsuche wird zur Herausforderung. Doch schließlich sitzen alle irgendwo.

Zur Mittagszeit rollt der Zug in Nürnberg ein. Wir stehen bereit, um unser Sperrgepäck auszuladen. Wir sind zurück – na ja, fast alle. Nach der Verabschiedung sprintet Viki zum hintersten Gleis nach Amberg.

Emmi, Georg und Filip fahren mit der S-Bahn nach Schwabach-Limbach. Hannah erwartet uns mit einem Abholservice, also eine Schubkarre für eine Pulka. Filip wird von seinen Eltern eingesammelt.

Und so trennen sich unsere Wege nach 17 Tagen. Ganz komisch, nicht mehr 24/7 aufeinander zu hocken.

 

Epilog: Was bleibt

Zehn Tage auf Skiern, fast 200 Kilometer zu Fuß, eine Pulka voller Erlebnisse – und im Herzen ein kleines, weißes Wunder. Diese Tour war mehr als eine Reise durch Lappland. Sie war ein Ausbruch, ein Ankommen, ein Rausch aus Klarheit, Kraft und Kälte.

Wir haben gelacht, geschwitzt, geflucht, gefroren, gestaunt. Wir haben uns gegenseitig getragen – mit Müsliriegeln, mit Pulka-Entlastung, mit aufmunternden Worten und Kraftsaft.

Es war uns ein Vergnügen am Kungsleden. Wir kommen wieder!

Zugabe: Fun Facts & Anekdoten

●        Normale:r Leser:innen: 1 Buch

●        Mittelschnelle Leser:innen: 3–4 Bücher

●        Superschnelle Leser:innen: mind. 7 Bücher

●        Mehr Nudeln statt Couscous