Soca 2022 | © Benedikt Rauh

Chill & Climb Teil 1: Slowenien

Paddeln auf der Soca und Triglav Nordwand

09.09.2022

Donnerstag, 25.08.22: Anreise

Slowenien, gelegen am Ostende der Julischen Alpen , bietet es ein Paradis für viele Outdoorsportler. Die Kletterer zieht es an den Triglav, die Paddler an die Soca. Auch bei uns steht dieses Gebiet seit langem auf der To-Do-Liste und nachdem wir, vor allem durch das Wochenende am Lech, alle nicht nur im Fels, sondern auch im Wasser fit sind, gibt es keine Ausreden mehr. Die entsprechende Ausrüstung für jeden ist schnell zusammengesucht und so gibt es am 25. August um 6 Uhr früh für Bene, Filip, Jan und Johannes kein Halten mehr. Mit dem Anhänger für die Boote geht es zwar nicht so schnell wie gewohnt vorwärts aber trotzdem erreichen wir gegen 15 Uhr den Campingplatz „Kamp Toni“ in Bovec und schlagen unser grünes DAV Zelt auf. Um 1 Uhr in der Nacht kommen dann auch die beiden Nachzügler Fabi und Leo an.

Freitag, 26.08.22: Campingplatz – Srpenica 1

Früh am Morgen kundschaften Bene und Johannes bereits den Einstieg zum Isonzo (Isonzo = Soca auf Italienisch) am Campingplatz aus. Als die Sonne endlich über die umliegenden Bergrücken kriecht, wacht auch der Rest der Mannschaft in der „Grünen Tropfsteinhöhle“ auf. Die „Grüne Tropfsteinhöhle“ ist eigentlich das grüne DAV Zelt, welches aufgrund seiner Undichtigkeit bei länger anhaltenden Regen und der schlechten Belüftung zu diesem Namen gekommen ist. Nach einer Kehrwasser Theoriestunde setzen wir die Boote gegen Mittag ein und kommen auf den ersten Metern erstmal gar nicht aus dem Staunen heraus: Absolut traumhaft schlängelt sich der Fluss durch eine kleine Schlucht und das kristallklare Wasser plätschert über bizarre Steinformationen, welche über Jahrtausende geformt wurden. Der erste Abschnitt vom Kamp Toni bis zum Kieswerk eignet sich ideal zum Reinkommen am ersten Tag und da die Schwierigkeiten mit Wildwasser 1-3 gemäßigt sind und es auch ein paar Abschnitte zum Treiben lassen und Seele baumeln lassen gibt. Rundum glücklich kommen wir nach ca. 4h Paddel Vergnügen in der Sonne am Ausstieg an und cruisen zurück zum Campingplatz. Nach einer warmen Dusche (das Wasser der Soca hat trotz des Hitzesommers nur ca. 16 Grad) und einem wohlverdienten Abendessen lassen wir den Tag bei einem Bier ausklingen.

Samstag, 27.08.22: Log Cezsoski- Srpenica 1 - Kieswerk

Am zweiten Kajaktag sind alle entspannt beim Frühstücken, da mittlerweile auch die Rookies nicht mehr an die Geschichten von den Wasserfällen und Waschmaschinen glauben. Eigentlich alles halb so wild vor Allem bei dem aktuell niedrigen Wasserstand. Wir freuen uns, dass über Nacht der Wasserstand von 8 auf 11 Kubikmeter pro Sekunde angestiegen ist. Bei einem Niedrigwasserstand von 7 und einem Mittelwasserstand von 20 Kubikmeter pro Sekunde verspricht das heute etwas mehr Action, aber beunruhigt uns noch nicht.  Nach dem langen Frühstück geht es nach Bovec auf die Suche nach einem Kajakshop. Wir werden fündig im Prijon Sport Center etwas außerhalb von Bovec. Nachdem noch ein Wurfsack und Cowtail gekauft wurden, geht es endlich zum Kajakfahren. Wir starten an der Hausfrauen-Strecke und planen die ca. 7,5 km lange Strecke bis zum Ende der Friedhofsstrecke zu paddeln. Johannes freut sich, dass er seinen neuen Cowtail gleich verwenden kann, um ein Kajak abzuschleppen. Nach dem Kieswerk, an welchen wir am vorherigen Tag ausgestiegen sind, wird der Fluss langsam etwas schmäler und gräbt sich tiefer in das Tal ein. Die Schwierigkeiten nehmen über die darauffolgenden Abschnitte Friedhofstrecke (Wildwasser 3+) und Slalomstrecke (Wildwasser 4) kontinuierlich zu. Den Höhepunkt bildet schließlich die große Schlucht (Wildwasser 5). Daher ist die Strecke bis vor die Slalomstrecke ein gutes Training. Dafür nehmen wir es sogar in Kauf, dass wir unsere Boote 400m bis zur Straße zu tragen müssen. Nachdem Leo das Auto geholt hat, geht es zurück zum Campingplatz. Zum Abendessen gibt es klassisch Nudeln mit Pesto.

Sonntag, 28.08.22: Paddelverlust!

Heute ist bereits der dritte Tag, an dem wir unsere Kajaks zu Wasser lassen. Nichtsahnend, welche dramatischen Ereignisse uns heute erwarten werden, durchleben wir die bereits eingespielte morgendliche Routine (Aufstehen, Frühstücken, Auto und Anhänger packen, Pendeln).       
Wir befinden uns also nun am Startpunkt unserer für heute geplanten Route, Srpenica 1. Wir haben uns heute vorgenommen am Ende der Friedhofsstrecke auszusteigen. Ein ambitionierter Plan, denn immerhin ist der mit „Grabsteinen“ gesäumte letzte Abschnitt durch die nächtlichen Regenfälle fast ein echter 3er auf der Wildwasserschwierigkeitsskala! Wir sind uns auch bewusst, dass das es den Tag über sehr wahrscheinlich zu einem oder mehreren Gewittern kommen könnte. So tuckern wir also gemütlich bis zum Kieswerk, was die letzte Ausstiegsmöglichkeit vor der Friedhofsstrecke darstellt. Dort angekommen, stürzen wir uns wagemutig in die tobenden Fluten und kämpfen mit den Elementen. Ein Gewitter zieht langsam auf und es beginnt zu regnen. Tapfer nehmen wir jede Walze und ausnahmslos jedes Kehrwasser mit, um unsere Spielkünste zu verfeinern. Doch da geschieht das, was bei unseren, zugegebenermaßen recht kurzen, Sicherheitsabständen irgendwann passieren musste. Die Reihenfolge, wer wann in diese Massenkarambolage hineinrauscht, ist nicht von Belangen. Auf jeden Fall bleibt der der Zugführer an einem Stein hängen. Eins führt zum anderen und vier von uns kenterten. In dieser Verkettung unglücklicher Umstände kam es auch leider dazu, dass ein Paddel durch ein nur kurz aufgetauchtes Wurmloch in eine andere Dimension entschwindet und seitdem nie mehr gesehen ward. Alle Rettungsversuche, die bei einem mittlerweile stattlichen Gewitter mit Starkregen, ausgeführt werden, scheitern. Nicht einmal die geballte Kluge-Zwillings-Power in Verbindung mit ihrem Wurfsack kann hier Abhilfe schaffen.      
Traurig über den soeben erlittenen Verlust, akzeptieren wir unser Schicksal. Die restlichen Meter benutzt Bene einen übergroßen Ast als Paddelersatz, nachdem er freundlicherweise seines weitergeben hat.              
So fahren wir nach also nach Hause und beenden diesen dramatischen Tag mit einem köstlichen Abendessen.

Montag, 29.08.22: Friedhofsstrecke Part 3

Leider ist heute schon der letzte Tag auf dem Fluss. Trotzdem genießen wir nochmal die zur Freude der Teilnehmer beim Kajakfahren etwas entspannteren Aufstehzeiten als beim Klettern oder Bergsteigen. Auch der unsichere Wetterbericht stellt kein größeres Problem, sodass beim gemütlichen Frühstücken mit Kaffee und Müsli nebenbei nur nochmal kurz der Flusspegel mit der „River App“ gecheckt wird. Dieser ist heute leider wieder etwas gesunken und liegt ziemlich genau bei Niedrigwasser-Stand. Daher beschließen wir wieder unseren „Lieblingsabschnitt“ von Srpenica 1 bis zum Ende der Friedhofstrecke zu fahren, welcher sich aufgrund des Wasserstandes und der Schwierigkeit am besten anbietet. Anschließend wird abgespült, der Bootanhänger mit Kajaksachen beladen oder bei manchen Teilnehmern auch der Nacken mit Sonnenblumenöl massiert, ehe die Gruppe abfahrtsbereit ist. Die Fahrt zur Einstiegsstelle dauert knappe 20 Minuten und die Abläufe beim Abladen und Auto pendeln sind inzwischen schon sehr eingespielt. Auf dem Fluss genießen wir ein vorerst letztes Mal das glasklare, türkisfarbene Wasser und die Flusslandschaft. Nach vier Tagen am Fluss kennt man dann doch schon die meisten Rafting-Guides und muss keine Angst haben, dass nach der nächsten Kurve eine überraschende, schwere Stromschnelle kommt. Auch unsere Kajak-Rookies sitzen heute schon viel entspannter im Kajak und laufen am Ende sogar noch zu Höchstform auf, als es darum geht in der letzten Stromschnelle vor dem Ausstieg Kehrwasser zu fahren und Wellen zu surfen. Zur Freude unseres Fotografen Bene gibt es diesmal auch die Gelegenheit die Kamera auszupacken, um Content für die Instagram-Seite des JDAV Schwabach zu produzieren. Ein abschließendes Highlight ist dann noch die Besichtigung des Slalom-Strecken-Abschnitts, welcher mit Wildwasserstufe IV dann schon eher den ambitionierteren Kajakfahrern vorbehalten ist und direkt an unserer Ausstiegsstelle beginnt. Wir nutzen die Gelegenheit zwei anderen Kajakfahrern zuzuschauen und sich vielleicht für das nächste Mal schon mal die ein oder andere „Line“ abzuschauen. Danach geht es zurück zum Campingplatz und die Vorfreude auf eine warme Dusche und Abendessen ist jedem schon anzusehen. Zum Abschluss unserer schönen Kajaktage wird heute nicht gekocht, sondern im Restaurant auf dem Campingplatz essen gegangen. Vor dem Schlafen werden dann jedoch auch schon wieder bei der Hälfte der Gruppe die Rucksäcke gepackt. Schließlich gibt es für den nächsten Tag schon große Pläne.

Dienstag, 30.08.22: Triglav Nordwand, Slowenischer Weg

Johannes, Leo und Jan müssen bereits heute leider die Heimreise antreten, sodass sich unsere Wege teilen. Aufgrund der Wettervorhersage bietet sich jedoch lediglich heute die Möglichkeit den Triglav in Angriff zu nehmen. So klingelt für Fabi, Bene und Filip um ca. halb 6 der Wecker und wir machen uns im Dunkeln auf die Fahrt Richtung Mojstrana. Nach ca. 1 Stunde Fahrt kommen wir am Parkplatz an und beginnen den ca. einstündigen Zustieg durch das noch wolkenverhangene Tal zum „Slowenischen Weg“ (III+, 800m). Nachdem wir den Einstieg relativ problemlos finden, beginnt die Kraxelei bei noch bestem Wetter. Am Anfang noch überlegend seilfrei zu gehen, entscheiden wir uns dann doch das Seil auszupacken (bei den Slowenen kann man anscheinend auch bei einer III-Stelle mal den Dyno auspacken). Nach etlichen Klettermetern durch Kamine, Schluchten und Platten kamen wir an den beeindruckenden Zlatorogbändern an (ein ca. 0,5 Meter breites komplett waagrechter, einmal den Berg umrundendes Kiesband) was ungefähr die Hälfte der Tour darstellt. Nach weiterer Kletterei und einem ausgesetzten Quergang kommen wir dann nach ca. 800 Klettermeter um 14:00 Uhr am Ausstieg, pünktlich zum einsetzenden Regen (der slowenische Wetterbericht hat uns mal wieder enttäuscht) an. Aufgrund des ungünstigen Wetters und des noch relativ zeitintensiven Aufstiegs zum Gipfel des Triglavs, entschieden wir uns den Abstieg anzutreten, was sich auch als richtige Entscheidung bewahrheit. Nach ca. 3 Stunden Abstieg und Abkletterei auf nassen Fels kommen wir um ca. 18:30 Uhr wieder am Auto an und machen uns auf den Rückweg Richtung Campingplatz. Nach der üblichen Ladung Nudeln fielen wir alle müde, aber zufrieden ins Bett bzw. besser gesagt auf unsere Isomatten.

Mittwoch, 31.08.22: Auf nach Italien!

Am nächsten Tag werden wir zum Aufstehen natürlich wieder mit bestem slowenischem Nieselregen verwöhnt, was dem Zeltabbau eine besondere Freunde verleiht. Nachdem aber auch das geschafft ist, machten wir uns auf den Weg Richtung Dolomiten um den zweiten Teil unseres Urlaubs mit Sophie, Gigi und Niklas zu verbringen.