© Benedikt Rauh

Alpinklettern Schüsselkar

Freitag, 18.06.2021: Hüttenzustieg

Wir starten Freitagnachmittag zur Wangalm, um an den Südwänden des Wettersteins zu Klettern. Für die Mehrheit von uns ist es die erste Klettertour des Jahres und so ist die Vorfreude besonders groß. Wir fahren zu fünft im vollgepackten Sharan mit Jetbag nach München, um dann noch Niklas (Zündla) aufzusammeln der gerade aus dem Allgäu kommt. So erreichen wir den P2 im idyllischen Leutaschtal und nach 1 1/4 Stunden Zustieg bei angenehmen Temperaturen um 20:30 Uhr die Wangalm. Die sehr nette Hüttenwirtin macht uns noch leckere Hüttennudeln und Speckknödel, während wir auf der Terrasse den Sonnenuntergang genießen.

Samstag, 19.06.2021: „Spitzenstätter“ und „Hannemann“ an den Scharnitzspitzen

Heute ist der Wecker auf 6:00 Uhr gestellt, doch kurz vor 5:00 Uhr werden wir durch einen regelmäßigen Piepton geweckt. Nach kurzem Warten wird sich auf die Fehlersuche gemacht. Zuerst werden die Feuermelder gecheckt, doch sie sind nicht verantwortlich. Dann finden unsere Hobby Elektriker Niklas und Johannes die Solaranlage und können sie als nächtlichen Ruhestörer identifizieren und liquidieren. Nun können wir nochmal kurz einschlafen bis uns der Wecker wirklich zum Aufstehen ruft. Nach dem Frühstück werden die bereits gepackten Rucksäcke gesattelt und kurz vor 7:00 Uhr gehen wir in Richtung Wangscharte los. Über den langen Grasrücken gelangen wir in etwa 1 ¼ Stunden unter die Scharte, wo wir gleich Rucksackdepot machen und unser Kletterzeug anziehen. Nun queren wir unter die Südwand der Scharnitzspitze (2463 m), passieren noch ein kleines Schneefeld, und sind am Einstieg unserer Touren. Die Seilschaft um Gigi, Leo und Bene klettern sie Spitzenstätter (7-, 7 Sl) und Niklas, Johannes und Vicky die Hannemann (6-, 6 Sl). Die beiden Touren starten direkt nebeneinander und so können die Seilschaften in den Ersten Seillängen sich gegenseitig beobachten. Bei der Spitzenstätter muss sich der Gigi in der Crux gleich mal reinsetzen, da die anstrengende Rissverschneidung ein ziemlicher Kaltstart nach den Einstiegsschrofen ist. Aber auch der Kletterstil der Nachsteiger geht eher Richtung „Techno“ und so wird die Stelle kurzerhand genullt bevor es in leichterem Gelände zum Standplatz vor der berühmten Hangelschuppe geht. Diese ist äußerst griffig zum Klettern, auch wenn sich der Fels schon etwas hohl anhört und eventuell in einigen Hundert Jahren abbrechen wird. Die restliche Kletterei ist dann eher im Bereich des genüsslichen Fels, anstatt im Bereich des extremen Fels und so stehen wir gegen 12:15 Uhr am Gipfel der Scharnitzspitze und genießen die Aussicht hinunter ins Oberreintal.

Sonntag, 20.06.21: „Erdenkäufer-Sigl“ und „Siemens-Wolf“ an der Schüsselkarspitze

Nachdem wir Dank der Solaranlage eigentlich unseren Wecker auch daheim lassen hätten können, kommen wir um 6:00 Uhr etwas langsam aus den Betten. Nach dem Frühstück geht es frisch gestärkt an den Zustieg. Es ist schwül und anstrengend., doch am Wandfuß angekommen pfeift uns ein kalter Wind um die Ohren. Voll ausgerüstet starten wir gegen 9 Uhr dann endlich mit klettern. Da unsere Youngsters was Entspanntes machen wollen, ziehen Johannes und Vicky unter der Führung von Gigi Richtung Siemens Wolf los.

Bene, Niklas & Leo wandeln dagegen auf den Spuren der Nürnberger Kletterer Hartwig Erdenkäufer und Otto Sigl und entscheiden sich für deren Route aus dem Jahr 1968, welche mittlerweile als Klassiker an der Schüsselkar gilt. Nach einem kurzen Vorbau steht man in einem kleinen Kessel, welcher von senkrechten bis überhängenden Wänden umrahmt wird. Doch anstatt sich hier abzumühen, krabbelt man in einem sau engen Spalt 20m durch den Berg hindurch und kommt wie durch einen Tunnel am nächsten Standplatz heraus. Dummerweise vergisst Bene genau hier vor lauter klemmen, stemmen, Luft anhalten und Rucksack schieben eine Exe und Leo meldet sich freiwillig, um die Stelle ein zweites mal von oben und dann nochmal von unten zu klettern.

Die restlichen Seillängen bieten anhaltend steile Kletterei im besten Fels (halt einfach a klassischer 6er) und dann stehen wir auch schon oben am Ausstieg des Westgrat. Da wir durch den Spalt doch etwas Zeit verloren haben, sind die Rookies schon wieder unten und so seilen wir fix fünf mal 20m bis zu den Rucksäcken ab.